Entscheidungen am Lebensende stellen grosse Anforderungen an die Patientinnen und Patienten selbst, aber auch an Angehörige und an das medizinische Betreuungsteam. Die SAMW setzt sich seit Jahrzehnten mit den Fragen zum Umgang mit Sterben und Tod auseinander und hat dazu medizin-ethische Richtlinien veröffentlicht.
Die Behandlung, Betreuung und Begleitung von Patientinnen und Patienten, die mit dem eigenen Sterben konfrontiert sind, ist eine zentrale Aufgabe der Medizin, die hohen Respekt und grosse ethische Verantwortung verlangt. Bereits 1976 hat die SAMW medizin-ethische Richtlinien zum Themenbereich «Lebensende» veröffentlicht. Diese werden regelmässig überarbeitet und setzen die Standards für das medizinische Handeln in diesem Bereich.
Zuletzt hatte die Zentrale Ethikkommission der SAMW im Mai 2015 eine Subkommission beauftragt, die Richtlinien «Betreuung von Patientinnen und Patienten am Lebensende» aus dem Jahr 2004 einer Totalrevision zu unterziehen. Die Subkommission führte Expertenhearings durch, berücksichtigte die Ergebnisse des Nationalen Forschungsprogramms Lebensende (NFP 67) und stützte sich bei der Überarbeitung u. a. auf die im Auftrag der SAMW durchgeführte Studie «Haltung der Ärzteschaft zur Suizidhilfe». Diese Studie, früher gültige Richtlinien zu Fragen am Lebensende und weitere relevante Unterlagen finden Sie im Bereich Hintergrund.
Aktuell gültige Richtlinien (2018, angepasst 2021)
Die medizin-ethischen Richtlinien «Umgang mit Sterben und Tod» wurden 2018 mit dem Ziel veröffentlicht, Gespräche über Sterben und Tod zu erleichtern und die gemeinsame Entscheidfindung und Vorausplanung der Behandlungen und Massnahmen am Lebensende zu fördern. Thematisiert werden z. B. das Recht auf Selbstbestimmung, Fragen rund um Lebensqualität, Leiden und Leidenslinderung, die Betreuung und Unterstützung der Angehörigen oder Entscheidungsmodelle wie Gesundheitliche Vorausplanung (GVP). Explizit wird auch die Suizidhilfe bei Patientinnen und Patienten, deren Todeseintritt noch nicht absehbar ist, thematisiert.
Das Kapitel zur Suizidhilfe hatte in der öffentlichen Vernehmlassung zu kontroversen Diskussionen und nach Veröffentlichung der Richtlinien zu Verunsicherungen in der Praxis geführt. Das Kapitel wurde deshalb präzisierend angepasst und 2021 von den zuständigen SAMW-Gremien verabschiedet.
Die Richtlinien vermitteln zwischen unterschiedlichen Sichtweisen und Wertvorstellungen und wirken darauf hin, dass die Selbstbestimmung aller Beteiligten – der Patientinnen und Patienten, der Angehörigen und der medizinischen Fachpersonen – geachtet und geschützt wird.
Im Menü Publikationen können die Richtlinien kostenlos gedruckt bestellt werden (deutsch und französisch).
Auf der Themenseite Suizidhilfe wird dieses spezifische Thema inkl. FAQ vertieft behandelt.
Fallbeispiel «Umgang mit Sterben und Tod»
Zur Bekanntmachung der SAMW-Richtlinien stellte die Redaktion von «Primary and Hospital Care» von 2018 bis 2024 ausgewählte Themen anhand praktischer Beispiele aus dem medizinischen Alltag vor. Teil 4 dieser Serie ist dem Umgang mit Sterben und Tod gewidmet.
Weitere Fallbeispiele zu medizin-ethischen Richtlinien wie Demenz, Zwangsmassnahmen oder Patientenverfügungen finden Sie hier.