Ethik

12.11.2025

Zwangsweise Ausschaffungen: Weitergabe von medizinischen Daten

Lesen Schliessen

Im Hinblick auf zwangsweise Ausschaffungen sind Ärztinnen und Ärzte gesetzlich verpflichtet, relevante Gesundheitsdaten weiterzugeben, damit die Transportfähigkeit der Betroffenen beurteilt werden kann. Ab 1. Januar 2026 wird hierfür ein schweizweit einheitliches Formular eingesetzt. Ziel ist, die Weitergabe medizinischer Daten unter Wahrung der rechtlichen Vorgaben zu gewährleisten.

Das Arztgeheimnis gemäss Art. 321 StGB ist auch im Wegweisungsvollzug zu beachten. Wenn die betroffene Person die Einwilligung zur Datenweitergabe verweigert, soll eine Entbindung vom Berufsgeheimnis beantragt werden. Die FMH, die Konferenz Schweizerischer Gefängnisärzte und -ärztinnen (KSG) und die SAMW empfehlen dies ausdrücklich. Die drei Institutionen haben heute einen ausführlichen Artikel in der Schweizerischen Ärztezeitung (SÄZ) veröffentlicht. Mehr Informationen und das neue Formular finden Sie auf unserer Themenseite. 

SÄZ-Artikel herunterladen (PDF)

Mehr zum Thema

Projekte

12.11.2025

smarter medicine: Top-5-Liste für Kinderchirurgie publiziert

Lesen Schliessen

Der Verein «smarter medicine – Choosing Wisely Switzerland», dessen Trägerschaft die SAMW angehört, setzt sich für eine optimale Gesundheitsversorgung in der Schweiz ein. Er fördert die Erarbeitung von Top-5-Listen, mit deren Hilfe Fachgesellschaften Interventionen bestimmen, die entweder ganz zu vermeiden oder nur unter bestimmten Bedingungen anzuwenden sind. Im November 2025 hat die Schweizerische Gesellschaft für Kinderchirurgie (SGKC) eine solche Liste veröffentlicht. 

In ihrer Top-5-Liste rät die SGKC zum Verzicht auf operative Eingriffe bei unkomplizierten bzw. asymptomatischen Schlüsselbein- und Nabelbrüchen, Vorhautverengung und Kniekehlenzysten. Ebenso zurückhaltend einzusetzen sind Ganzkörper-Computertomografien nach Unfällen. Viele dieser Situationen lassen sich ohne Operation oder mit weniger belastenden Verfahren behandeln. So soll eine kindgerechte, sichere und verantwortungsvolle Behandlung gefördert werden. Die Top-5-Liste der SGKC können Sie hier herunterladen, alle anderen Listen sind auf der Website von smarter medicine verfügbar. 

Top-5-Liste herunterladen (PDF)

Zur Website

Projekte

11.11.2025

In drei Minuten erklärt: Bundesgesetz über die Gesundheit

Lesen Schliessen

Auf Einladung von Unisanté Lausanne hat SAMW-Präsident Arnaud Perrier im Rahmen der Veranstaltungsreihe «Les Grands rendez-vous» die Idee eines Bundesgesetzes über die Gesundheit vorgestellt. Dabei ist ein kurzer Videoclip entstanden, der in wenigen Sätze erklärt, weshalb die SAMW überzeugt ist, dass die Schweiz ein solches Gesetz und einen Verfassungsartikel zur Gesundheit benötigt. Arnaud Perrier benennt dabei nicht nur die Herausforderungen, sondern bringt Lösungen auf den Punkt.

Dazu gehört vor allem die Klärung der Kompetenzen zwischen Bund und Kantonen. Es geht nicht um Zentralisierung, sondern um Entflechtung. Um das System nachhaltig zu gestalten, braucht es zudem eine Stärkung der Grundversorgung, überschaubare Behandlungspfade, Ressourcen für Prävention und Gesundheitsförderung – vom Kindesalter an und inklusive psychischer Gesundheit – und genügend Fachkräfte. All das lässt sich auf der heutigen gesetzlichen Grundlage, in erster Linie dem KVG, kaum umsetzen. Neugierig? Dann schauen Sie den Clip auf Youtube an. 

Zur Website

Förderung

06.11.2025

Versorgungsatlas: Regionale Unterschiede verstehen und die Qualität verbessern

Lesen Schliessen

In der Schweiz ist die Nutzung von Gesundheitsleistungen nicht überall gleich, wie der sogenannte Versorgungsatlas veranschaulicht. Diese digitale Landkarte weist auf viele regionale Unterschiede hin, die genauer untersucht werden sollten. Grosse Unterschiede können beispielsweise auf eine Über- oder Unterversorgung hinweisen. Die SAMW hat ein Dialogprojekt unterstützt, das die «Fundgrube» Versorgungsatlas nutzt, um Erkenntnisse zur Versorgungsqualität zu gewinnen und Massnahmen abzuleiten.

Der vom Schweizerischen Gesundheitsobservatorium (Obsan) herausgegebene Versorgungsatlas dokumentiert die Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen anhand von über 120 Indikatoren, von ADHS-Medikamenten über Herzkatheter bis zur Strahlentherapie. Mit Vertretenden der Bevölkerung, Ärzteschaft, Forschung, Krankenversicherungen und Gesundheitsbehörden wurden die regionalen Unterschiede diskutiert und Massnahmen zur Qualitätsverbesserung skizziert. Der von Interface im Oktober veröffentlichte Aktionsplan fasst die Ergebnisse zusammen. Den Versorgungsatlas finden Sie auf der Obsan-Website.

Aktionsplan herunterladen (PDF)

Zur Website

Ethik

20.10.2025

Organspende nach assistiertem Suizid? ZEK-Präsident Paul Hoff im Interview

Lesen Schliessen

Die Anzahl assistierter Suizide steigt und manche Suizidwillige möchten nach dem Tod ihre Organe spenden. Unabhängig voneinander werden Organspende und Suizidhilfe in der Schweiz seit Jahren praktiziert, die Kombination der beiden Verfahren generiert jedoch zahlreiche neue medizin-ethische Fragen. In einem Interview mit dem Tages-Anzeiger erklärt Paul Hoff, Präsident der Zentralen Ethikkommission (ZEK) der SAMW, weshalb er eine vertiefte Diskussion für wichtig hält.

Im August hatte die ZEK eine Stellungnahme zu Organspende nach assistiertem Suizid veröffentlicht. Darauf angesprochen, welches der wichtigste Punkt darin sei, antwortet Paul Hoff: «Für mich ist das die Autonomie der Betroffenen, die Selbstbestimmung.» Der Spender habe sich mit dem Thema auseinandergesetzt und seinen Willen kurz vor dem Tod klar geäussert. «Das ist sonst meistens nicht der Fall, wenn es um eine Organspende geht.» Über diesen positiven Aspekt hinaus weist Hoff auf zahlreiche heikle Themen hin, von berufsethischen bis hin zu organisatorischen Fragen. Lesen Sie mehr dazu im heute veröffentlichten Interview und auf unserer Themenseite.

Interview herunterladen (PDF)

Mehr zum Thema

Projekte

16.10.2025

Workforce-Studie: Kinder- und Hausarztmedizin stärken

Lesen Schliessen

Im Rahmen ihres Engagements für ein nachhaltiges Gesundheitssystem unterstützt die SAMW den Berufsverband mfe bei der sogenannten Workforce-Studie, die alle fünf Jahre durchgeführt wird. Die Ergebnisse der «Workforce 2025» zeigen deutlich, dass sich der Mangel in der Kinder- und Hausarztmedizin in den letzten Jahren weiter verschärft hat. Überalterung, sinkende Gesamtarbeitszeit und steigende administrative Belastungen gefährden die flächendeckende Grundversorgung.

Trotz wachsender Herausforderungen berichten viele Befragte von einer hohen Arbeitszufriedenheit – vor allem in Gruppenpraxen, wo geteilte Verantwortung und Teamarbeit entlastend wirken. Alarmierend ist jedoch, dass eine deutliche Mehrheit einen Mangel an Grundversorgern in ihrer Region wahrnehmen. Der Bericht skizziert ein Bündel von Massnahmen, um dem Problem zu begegnen: Bürokratieabbau, digitale Innovation, Intensivierung der Nachwuchsförderung und Finanzierung zusätzlicher Aus- und Weiterbildung. Detaillierte Informationen finden Sie im aktuellen Magazin mfe Standpunkte.

mfe Standpunkte 1/2025 (PDF)

Mehr zum Thema

SPHN

14.10.2025

SPHN vermittelt zwischen Spitälern und privaten Unternehmen

Lesen Schliessen

Mit einem neuen Modell der Zusammenarbeit ermöglicht das Swiss Personalized Health Network (SPHN) privaten Unternehmen aus Schweizer Gesundheitsdaten wertvolle Erkenntnisse abzuleiten, während der Datenschutz gewahrt bleibt. Beim ersten Projekt dieser Art wird ein Risikofaktor für Herz Kreislaufkrankheiten untersucht. SPHN arbeitet dazu mit dem Kantonsspital Aarau, dem Universitätsspital Basel und Novartis zusammen.

Der Prozess ist einfach und sicher: Novartis hat eine Forschungsfrage eingereicht und die beteiligten Spitäler haben die erforderlichen Daten in anonymisierter Form an die sichere Forschungsumgebung BioMedIT übermittelt. Dort führt das Datenkoordinationszentrum von SPHN die Analyse durch. Die zusammengefassten Resultate werden Novartis geschickt, personenbezogene Daten werden nicht weitergegeben. Mit diesem neuen Modell ermöglicht SPHN eine Forschungszusammenarbeit nach hohen ethischen und datenschutzrechtlichen Standards. Weitere Informationen finden Sie auf der SPHN-Website.

Zur Website

Akademie

10.10.2025

Nein zum umfassenden Verbot von Tierversuchen

Lesen Schliessen

Die SAMW unterstützt die Empfehlung des Bundesrats, die Volksinitiative «Ja zur tierversuchsfreien Zukunft» abzulehnen. Die Akademie teilt die Einschätzung, dass ein vollständiges Tierversuchsverbot gravierende Folgen für Forschung, Gesundheit und Bildung in der Schweiz hätte. Sie anerkennt die Bedeutung des Tierschutzes, hält jedoch die aktuelle Gesetzgebung für ausreichend und befürwortet die Stärkung des 3R-Prinzips: replace, reduce, refine.

In der Schweiz unterliegen Tierversuchen strengen Auflagen und sind nur zulässig, wenn keine Alternativen zur Verfügung stehen. Die 2024 eingereichte Initiative fordert ein umfassendes Verbot einschliesslich Zucht, Haltung und Handel von Tieren zu Forschungszwecken. Diese Massnahme würde die medizinische Versorgung und die wissenschaftliche Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz gefährden. Gemäss Bundesrat könnte ein Verbot in der Schweiz zudem dazu führen, dass Tierversuche ins Ausland verlagert werden, teilweise in Länder mit tieferem Tierschutzniveau.

Mehr zum Thema